Kreuzverschlag Pferd: Feiertagskrankheit erkennen und behandeln

Published On: 28. August 2025

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Ein entspannter Ausritt nach einer Ruhephase kann sich schnell in einen lebensbedrohlichen Notfall verwandeln: Der Kreuzverschlag beim Pferd, auch bekannt als Feiertagskrankheit oder Belastungsmyopathie, ist eine ernsthafte Muskelerkrankung, die vor allem nach plötzlicher Belastung nach Ruhephasen auftritt. Viele Pferdebesitzer unterschätzen die Symptome, die von einer leichten Muskelverspannung bis hin zum vollständigen Festliegen und schweren Organschäden reichen können.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie die Warnzeichen frühzeitig erkennen, welche Ursachen hinter dem Kreuzverschlag stecken und welche Sofortmaßnahmen im Notfall lebensrettend sind. Mit dem richtigen Wissen können Sie die Gesundheit und Leistungsfähigkeit Ihres Pferdes schützen und schweren Krankheitsverläufen effektiv vorbeugen.

Was ist Kreuzverschlag?

Kreuzverschlag ist eine schwere Stoffwechselerkrankung der Muskulatur, die unter verschiedenen Namen bekannt ist: Belastungsmyopathie, Feiertagskrankheit, Nierenverschlag, Tying-Up oder Monday Morning Disease.

Kreuzverschlag zählt zu den wichtigsten Muskelerkrankungen bei Pferden. Es gibt verschiedene Bezeichnungen für diese Erkrankung, die unterschiedliche Varianten und Ursachen widerspiegeln, wie etwa den sporadischen akuten Kreuzverschlag, den wiederkehrenden belastungsbedingten Kreuzverschlag und die Polysaccharidspeicherkrankheit. Der Name ‚Feiertagskrankheit‘ stammt daher, dass die Krankheit typischerweise nach einer Pause oder einem Ruhetag auftritt, wenn Pferde nach einer Ruhephase wieder belastet werden.

Die Krankheit betrifft vor allem die Rücken- und Kruppenmuskulatur und reicht von milden Verspannungen bis zu lebensbedrohlichen Zuständen. Ursprünglich wurde sie bei Arbeitspferden beobachtet, die nach arbeitsfreien Tagen plötzlich wieder belastet wurden. Besonders bei Grubenponys und anderen Arbeitspferden, die in Bergwerken oder bei schwerer Arbeit eingesetzt wurden, trat die Erkrankung häufig auf und wurde erstmals genauer beschrieben. Heute sind vor allem Sport-, Freizeit- und Rennpferde betroffen.

Die Veterinärmedizin unterscheidet zwei Hauptformen: Akute Formen (Sporadic Exertional Rhabdomyolysis, SER) und chronische Verlaufsformen mit genetischer Komponente (Recurrent Exertional Rhabdomyolysis, RER und Polysaccharid Speicher Myopathie, PSSM).

Formen und Verlaufstypen des Kreuzverschlags

Akuter Kreuzverschlag

Der akute Kreuzverschlag tritt plötzlich auf und zeigt drei Schweregrade. Die milde Form (Tying-Up) zeigt erste Symptome wie Muskelzittern und Steifheit bereits 5 bis 10 Minuten nach Belastungsbeginn. Das Pferd zeigt Bewegungsunlust, erholt sich aber meist schnell bei Trainingsstopp.

Bei der moderaten Form verstärken sich nach 20 bis 30 Minuten Arbeit die Symptome wie Verspannungen der Rückenmuskulatur, starkes Schwitzen und orange bis braun verfärbter Urin (Myoglobinurie).

Die schwere Form (paralytische Myoglobinurie) führt innerhalb von 30 Minuten zu massiven Muskelschäden. Das Pferd liegt fest, der Urin ist cola-farben und es besteht akute Gefahr für die Nieren. Sofortige tierärztliche Hilfe ist lebenswichtig.

Chronische Formen

RER (Recurrent Exertional Rhabdomyolysis) betrifft oft nervöse, gut trainierte Pferde. Die Erkrankung zeigt sich durch wiederkehrende Episoden, ausgelöst durch Stress und veränderte Trainingsroutinen. Ursache ist eine Überempfindlichkeit der Muskulatur gegenüber Stresshormonen.

PSSM (Polysaccharid Speicher Myopathie) ist eine erblich bedingte Stoffwechselstörung mit abnormaler Ansammlung von Polysacchariden (Mehrfachzucker) in der Muskulatur. Sie tritt besonders häufig bei Quarter Horses und verwandten Rassen auf. Symptome können mild oder kaum ausgeprägt sein, was die Diagnose erschwert.

Bei Verdacht auf Kreuzverschlag sollten Sie umgehend professionelle tierärztliche Hilfe suchen. Spezialisierte Pferdekliniken verfügen über die notwendige Ausstattung für eine schnelle Diagnose und Behandlung. Finden Sie eine qualifizierte Pferdeklinik in Ihrer Nähe.

Symptome erkennen: Warnsignale des Kreuzverschlags

Früherkennung ist entscheidend. Achten Sie auf folgende Anzeichen bei Ihrem Pferd.

Frühe Symptome umfassen Bewegungsunlust und Steifheit, besonders in der Hinterhand, verspannte Rückenmuskulatur im Kruppenbereich, verstärktes Schwitzen am Rücken, Unwilligkeit sich vorwärts zu bewegen sowie Muskelzittern.

Fortgeschrittene Symptome zeigen sich durch steife Bewegungen der Hinterbeine, Verweigerung der Bewegung und Stehenbleiben, Anschwellen der Muskeln sowie auffällige Lahmheit ohne erkennbare Ursache.

Schwere Fälle sind gekennzeichnet durch völliges Festliegen des Pferdes, cola-farbenen Urin (Hinweis auf Myoglobinurie und Nierenschäden), starke Schmerzen und kolikartige Symptome, erhöhte Herzfrequenz und Körpertemperatur sowie Stress- und Angstzustände.

Ursachen und Entstehung

Der Kreuzverschlag beim Pferd entsteht durch eine Störung des Muskelstoffwechsels, die verschiedene Ursachen haben kann. Häufig lagert sich nach einer hohen Gabe von Kraftfutter in Verbindung mit Bewegungsmangel vermehrt Glykogen in den Muskelfasern ab. Wird das Pferd dann plötzlich belastet, baut der Muskel dieses Glykogen anaerob (ohne Sauerstoff) ab, wobei Milchsäure (Laktat) entsteht. Diese führt zu einer Übersäuerung und Schädigung der Muskelzellen, was die typischen Symptome des Kreuzverschlags hervorruft.

Zu den Risikofaktoren zählen insbesondere eine zu hohe Kraftfuttergabe ohne entsprechende Belastung, plötzliche Belastungen nach Ruhephasen, Stress und Nervosität sowie Elektrolytverluste durch starkes Schwitzen. Auch ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Vitamin E und Selen sowie unzureichendes Aufwärmen oder eine schlechte Trainingsplanung können die Entstehung begünstigen.

Darüber hinaus spielen genetische Faktoren eine Rolle: Bei der Polysaccharid-Speicher-Myopathie führt eine Mutation im GYS1-Gen zu einer abnormen Speicherung von Glykogen in der Muskulatur. Bei der wiederkehrenden belastungsbedingten Form kommt es zu einer Dysregulation der Kalziumaufnahme in den Muskelzellen und einer Überreaktion auf Stresshormone.

Sofortmaßnahmen bei Kreuzverschlag

Wenn der Verdacht auf Kreuzverschlag besteht, ist schnelles und umsichtiges Handeln entscheidend. Die Belastung des Pferdes muss sofort gestoppt werden, und es darf keine weitere Bewegung erzwungen werden. Das Pferd sollte in eine ruhige Umgebung, idealerweise in die Box, gebracht werden, um Stress zu vermeiden. Falls der Kreuzverschlag während eines Ausritts auftritt, empfiehlt sich der Transport per Anhänger zurück zum Stall.

Je nach Witterung kann das Pferd mit einer Decke warmgehalten werden, um die Muskulatur zu entspannen. Es ist wichtig, das Tier so gut wie möglich zu beruhigen und sofort einen Tierarzt zu kontaktieren. Bis zum Eintreffen des Tierarztes sollten die Symptome genau beobachtet und insbesondere die Farbe des Urins kontrolliert werden, da eine Verfärbung auf eine Myoglobinurie und damit auf eine Nierenschädigung hinweisen kann.

Tierärztliche Diagnose und Untersuchung

Der Tierarzt untersucht das Pferd umfassend. Dabei tastet er die Muskulatur auf Schwellungen und Schmerzreaktionen ab und beurteilt die Beweglichkeit sowie das Gangbild. Zudem werden Herz und Lunge abgehört, um andere Erkrankungen auszuschließen.

Zur sicheren Diagnose werden Blutwerte bestimmt, insbesondere die Muskelenzyme Kreatinkinase und Aspartataminotransferase, die bei Muskelzellschäden erhöht sind. Eine Urinuntersuchung kann Myoglobin nachweisen, was typisch für einen Kreuzverschlag ist. Außerdem wird eine ausführliche Anamnese zur Haltung, Fütterung, Trainingsbelastung und genetischen Disposition erhoben, um die Ursache besser einordnen zu können.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad und der Form des Kreuzverschlags. Zunächst werden Infusionen mit Flüssigkeit und Elektrolyten verabreicht, um die Nierenfunktion zu unterstützen und schädliche Abbauprodukte aus dem Organismus zu spülen. Schmerzmittel wie nichtsteroidale Antirheumatika und gegebenenfalls Opiate lindern die Schmerzen, während entzündungshemmende Medikamente die Muskelentzündung bekämpfen.

Muskelrelaxanzien und krampflösende Mittel helfen, die Muskulatur zu entspannen. In schweren Fällen kann die Gabe von Glukose und Insulin die Ausscheidung von Myoglobin fördern. Pferde, die festliegen, benötigen weiche Einstreu und sollten regelmäßig umgelagert werden, um Druckstellen zu vermeiden.

Nach der akuten Phase unterstützen warme Umschläge und sanfte Massagen die Durchblutung und fördern die Regeneration. Alternative Therapien wie Akupunktur oder Magnetfeldtherapie können ergänzend eingesetzt werden, sollten jedoch immer mit dem Tierarzt abgesprochen werden. Die Heilungsdauer variiert je nach Schwere der Erkrankung und kann von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten reichen.

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Fütterung während der Erkrankung

Die Fütterung spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung. Während der akuten Phase sollte das Pferd ausschließlich mit Heu gefüttert werden, während Kraft- und Saftfutter komplett entfallen. Die Futtermenge wird an den reduzierten Energiebedarf angepasst, und eine ausreichende Wasserversorgung ist essenziell.

Nach der Genesung kann energiereiches Futter langsam wieder eingeführt werden. Bei genetisch bedingten Formen wie PSSM ist eine lebenslange Low-Starch-Diät mit weniger als 10% Stärke und Zucker empfehlenswert, um Rückfälle zu vermeiden.

Vorbeugung der Feiertagskrankheit

Die beste Vorbeugung besteht darin, die Kraftfuttermenge konsequent an die tatsächliche Arbeitsbelastung anzupassen. An Ruhetagen sollte Kraftfutter reduziert oder ganz gestrichen werden. Komplette Stehtage sollten vermieden werden; stattdessen sind Führarbeit oder Auslauf von 30 bis 45 Minuten ratsam.

Vor jeder Belastung ist ein ausreichendes Aufwärmen von 10 bis 15 Minuten in der Schrittphase wichtig, ebenso wie ein langsamer Trainingsaufbau nach Pausen. Eine artgerechte Haltung mit viel Bewegung und regelmäßigem Weidegang trägt ebenfalls zur Gesunderhaltung bei. Stress sollte möglichst vermieden werden, indem das Pferd in einer ruhigen Umgebung mit gleichmäßigen Routinen gehalten wird.

Besonders bei genetisch prädisponierten Pferden (PSSM, RER) ist ein spezielles Management notwendig, um Rückfälle zu verhindern.

Prognose und Langzeitmanagement

Die Heilungschancen sind umso besser, je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird. Milde Formen heilen meist vollständig aus, während schwere Fälle dauerhafte Muskelschäden und Organschäden hinterlassen können.

Rückfälle sind vor allem bei genetischen Formen häufig, weshalb lebenslange Anpassungen in Fütterung und Training notwendig sind. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen und Blutuntersuchungen helfen, den Gesundheitszustand zu überwachen und frühzeitig gegenzusteuern.

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Fazit

Der Kreuzverschlag beim Pferd ist eine ernsthafte Muskelerkrankung, die jeden Pferdebesitzer treffen kann. Die Kombination aus angepasster Fütterung, regelmäßiger Bewegung und aufmerksamem Beobachten der Warnsignale ist der Schlüssel zur Prävention. Im Notfall entscheidet schnelles und richtiges Handeln über das Leben des Vierbeiners. Die enge Zusammenarbeit mit dem Tierarzt und ein durchdachtes Management sichern die Gesundheit und Leistungsfähigkeit Ihres Pferdes langfristig.

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