Equines Cushing-Syndrom (ECS): So erkennen Sie die Symptome rechtzeitig

Published On: 2. Oktober 2025

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Das Equine Cushing-Syndrom ist eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Pferden, besonders bei älteren Pferden und Ponys. Diese Erkrankung beeinflusst den Hormonhaushalt im Körper und kann das Wohlbefinden sowie die Gesundheit Ihres Pferdes erheblich beeinträchtigen, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt wird. Da die ersten Anzeichen oft schleichend auftreten, ist es entscheidend, die charakteristischen Symptome zu kennen und richtig zu deuten. In diesem Artikel erhalten Sie einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Warnzeichen des Equinen Cushing-Syndroms und erfahren, wann ein tierärztlicher Besuch unumgänglich ist.

Was ist das Cushing-Syndrom beim Pferd?

Das Cushing-Syndrom beim Pferd, auch als Equines Cushing-Syndrom (ECS) oder unter dem Begriff Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID) bekannt, ist eine hormonelle Erkrankung, die vor allem ältere Pferde ab einem Alter von etwa 15 Jahren betrifft.

Bei diesen Pferden liegt eine Fehlfunktion des mittleren Teils der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) vor, häufig in Verbindung mit einem gutartigen Tumor (Adenom). Dies führt zu einer unkontrollierten Überproduktion von ACTH (Adrenocorticotropes Hormon), Cortisol und weiteren Hormonen. Hierdurch gerät das Hormonsystem aus dem Gleichgewicht, wodurch zahlreiche unterschiedliche Symptome entstehen können.

Das Cushing-Syndrom entwickelt sich meist langsam über mehrere Jahre und kann unbehandelt schwerwiegende Folgen für das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel und die allgemeine Gesundheit des Pferdes haben.

Die häufigsten Symptome des Cushing-Syndroms erkennen

Die Symptome des Equinen Cushing-Syndroms treten oft schleichend auf und werden anfangs häufig als normale Alterserscheinungen fehlinterpretiert. Ein geschulter Blick und das Wissen um typische Anzeichen können jedoch eine frühzeitige Diagnose ermöglichen.

Fellveränderungen als erstes Warnsignal

Das auffälligste Symptom des Cushing-Syndroms ist eine deutliche Veränderung des Fells. Betroffene Pferde zeigen oft ein ungewöhnlich langes, lockiges oder welliges Fell, das auch in den Sommermonaten nicht vollständig abgeworfen wird. Dieses sogenannte Hirsutismus-Bild ist besonders im Gesicht und an den Beinen sichtbar. Das Fell wirkt zudem oft stumpf und glanzlos, was auf die gestörte Hormonproduktion zurückzuführen ist. Diese Veränderungen entstehen, weil die erhöhte Cortisolkonzentration den normalen Fellwechselprozess stört und die Haarfollikel beeinträchtigt. Pferde mit ECS haben häufig auch Schwierigkeiten, ihr Fell im Frühjahr abzustoßen, was zu einem zotteligen Erscheinungsbild führt. Neben dem Fell können auch Hautveränderungen wie vermehrte Schuppenbildung oder Hautverdickungen auftreten.

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Muskelschwäche und Gewichtsveränderungen

Pferde mit ECS leiden häufig unter Muskelschwäche, insbesondere entlang der Wirbelsäule und im Rückenbereich. Diese Muskelschwäche kann sich in einer verminderten Leistungsfähigkeit und einem unsicheren Gang äußern. Gleichzeitig kann es zu einer ungleichmäßigen Fettverteilung kommen, wobei sich Fettdepots besonders am Mähnenkamm und über den Augen ansammeln. Trotz gutem Appetit nehmen viele Pferde ab oder verlieren an Muskelmasse, was auf den katabolen Effekt des überschüssigen Cortisols zurückzuführen ist. Die Gewichtszunahme ist hingegen eher selten, kann aber bei einigen Patienten vorkommen, insbesondere wenn sich Fettpolster an Bauch und Flanken bilden. Diese Veränderungen können die Beweglichkeit des Pferdes weiter einschränken und zu Schmerzen führen.

Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen

Die Überproduktion von Cortisol schwächt das Immunsystem und macht Pferde mit Cushing-Syndrom anfälliger für Infektionen. Wunden heilen langsamer, und es treten häufiger Hautprobleme, Abszesse oder andere bakterielle Infektionen auf. Auch Parasitenbefall kann verstärkt auftreten, was die allgemeine Gesundheit zusätzlich belastet. Diese Immunsuppression entsteht, weil Cortisol die Entzündungsreaktionen des Körpers hemmt und die Abwehrzellen in ihrer Funktion einschränkt. Dadurch können sich Krankheitserreger leichter ausbreiten und chronische Entzündungen entstehen. Besonders problematisch sind wiederkehrende Hautinfektionen oder Pilzbefall, die das Wohlbefinden des Pferdes deutlich beeinträchtigen.

Vermehrtes Trinken und Wasserlassen

Ein weiteres wichtiges Symptom ist die Polyurie-Polydipsie: Betroffene Pferde trinken ungewöhnlich viel und scheiden große Mengen Urin aus. Dies führt häufig dazu, dass die Einstreu in den Boxen schneller nass wird und auffällig häufiger gewechselt werden muss. Die vermehrte Harnausscheidung ist eine direkte Folge der hormonellen Veränderungen, da Cortisol den Wasser- und Elektrolythaushalt beeinflusst. Die gesteigerte Wasseraufnahme  ist ein Versuch des Körpers, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Dieses Symptom kann auch auf andere Erkrankungen hinweisen, daher sollte es immer im Zusammenhang mit weiteren Anzeichen betrachtet werden.

Schwerwiegende Komplikationen rechtzeitig verhindern

Unbehandelt kann das Equine Cushing-Syndrom schwerwiegende Folgeerkrankungen verursachen, die die Lebensqualität und Lebenserwartung des Pferdes erheblich beeinträchtigen.

Hufrehe als Folgeerkrankung

Eine mögliche Folge von ECS ist die Hufrehe. Durch die hormonellen Veränderungen kann es zu einer Insulinresistenz kommen, die das Risiko für diese Hufproblematik erhöht. Die Insulinresistenz entsteht durch die gestörte Regulation des Zuckerstoffwechsels, die durch das überschüssige Cortisol begünstigt wird. Neben der akuten Hufrehe kann es auch zu chronischen Veränderungen an den Hufstrukturen kommen, die die Mobilität und das Wohlbefinden stark einschränken. Daher ist die Prävention und frühzeitige Behandlung von Hufrehe bei ECS-Patienten besonders wichtig.

Weitere mögliche Begleiterscheinungen

Neben der Hufrehe können chronische Atemwegsinfektionen, Zahnprobleme durch die geschwächte Immunabwehr, neurologische Symptome durch den Tumor in der Hirnanhangdrüse oder eine erhöhte Anfälligkeit für Koliken auftreten. Auch die verminderte Stressresistenz durch die Überproduktion von Cortisol macht die Tiere anfälliger für weitere Erkrankungen. Die neurologischen Symptome können sich in Form von Koordinationsstörungen, Verhaltensänderungen oder Muskelzittern zeigen. Zudem kann die dauerhafte Belastung durch das Syndrom zu einer Schwächung des Herz-Kreislauf-Systems führen, was die allgemeine Vitalität weiter einschränkt.

Bemerken Sie mehrere dieser Symptome bei Ihrem Pferd? Zögern Sie nicht und lassen Sie eine tierärztliche Untersuchung durchführen – je früher die Diagnose erfolgt, desto besser sind die Therapiemöglichkeiten. Lassen Sie sich von erfahrenen Tierärzten beraten.

Diagnose des Cushing-Syndroms

Die Diagnose basiert auf einer Kombination aus klinischer Untersuchung und spezifischen Laboruntersuchungen, um die Hormonkonzentrationen im Blut zu bestimmen. Die Symptome sind oft unspezifisch, weshalb gezielte Tests notwendig sind.

Klinische Untersuchung

Der Tierarzt führt eine gründliche Untersuchung durch und achtet auf die typischen Anzeichen des Syndroms. Dabei wird auch die Anamnese des Pferdes berücksichtigt, um schleichende Veränderungen zu erkennen. Zusätzlich werden mögliche Begleiterkrankungen wie Hufrehe oder Hautinfektionen in die Bewertung einbezogen. Die Beobachtung des Fellwechsels und des Verhaltens des Pferdes liefert wichtige Hinweise für die Diagnose.

Labordiagnostik

Die Messung des ACTH-Spiegels im Blut ist der wichtigste diagnostische Schritt. Da die Hormonwerte tageszeit- und jahreszeitabhängig schwanken, sind oft mehrere Blutproben nötig. Alternativ kann der Dexamethason-Suppressionstest durchgeführt werden, um die Regulationsfähigkeit der Cortisolproduktion zu überprüfen. Die Interpretation der Ergebnisse erfordert Erfahrung, da Stress, Schmerzen oder andere Faktoren die Werte beeinflussen können. Daher ist eine sorgfältige Vorbereitung und Durchführung der Tests essenziell.

Bildgebende Verfahren

In Spezialfällen kommen bildgebende Verfahren wie MRT oder CT zum Einsatz, um Tumore oder Veränderungen in der Hirnanhangdrüse sichtbar zu machen. Diese Untersuchungen sind jedoch meist nur in spezialisierten Kliniken verfügbar. Sie können helfen, die Diagnose zu bestätigen und den Schweregrad der Erkrankung besser einzuschätzen, insbesondere wenn neurologische Symptome vorliegen.

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Behandlungsmöglichkeiten und Prognose

Das Equine Cushing-Syndrom ist zwar eine chronische Erkrankung, kann aber mit modernen Therapiemöglichkeiten gut behandelt werden, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Medikamentöse Behandlung

Das am häufigsten eingesetzte Medikament ist Pergolid, ein Dopaminagonist, der die Überproduktion von ACTH in der Hypophyse hemmt und somit die Cortisol-Ausschüttung reduziert. Die Dosierung wird individuell angepasst und regelmäßig durch Blutkontrollen überwacht. Die meisten Pferde sprechen gut auf die Behandlung an, und die Symptome bessern sich meist innerhalb weniger Monate. Nebenwirkungen sind möglich, treten aber selten auf und können meist durch Anpassung der Dosierung minimiert werden. Die Behandlung ist lebenslang notwendig, um Rückfälle und Verschlechterungen zu vermeiden.

Ergänzende Maßnahmen

Neben der medikamentösen Therapie sind eine angepasste Fütterung mit reduziertem Zucker- und Stärkegehalt, regelmäßige Hufpflege sowie ein auf das Pferd abgestimmtes Bewegungsprogramm essenziell. Diese Maßnahmen unterstützen den Stoffwechsel und helfen, Komplikationen wie Hufrehe zu vermeiden. Auch Stressreduktion und eine artgerechte Haltung tragen zur Stabilisierung des Gesundheitszustands bei. Die Zusammenarbeit mit dem Tierarzt, Hufschmied und Futterberater ist hierbei wichtig.

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Langzeitprognose

Mit einer konsequenten Therapie können viele Pferde mit ECS noch viele Jahre ein normales, aktives Leben führen. Regelmäßige Kontrollen sind notwendig, um die Medikation anzupassen und Begleiterkrankungen frühzeitig zu erkennen. Die Prognose hängt stark vom Zeitpunkt der Diagnose und dem individuellen Krankheitsverlauf ab. Eine frühzeitige Behandlung verbessert die Chancen auf eine stabile Lebensqualität erheblich.

Vorbeugende Maßnahmen und regelmäßige Kontrollen

Obwohl das Equine Cushing-Syndrom nicht vollständig verhindert werden kann, gibt es präventive Maßnahmen, die das Risiko verringern und eine frühzeitige Diagnose erleichtern können. Besonders wichtig sind regelmäßige Gesundheitschecks, vor allem bei Pferden und Ponys ab einem Alter von 15 Jahren. Jährliche tierärztliche Untersuchungen inklusive Bluttests zur Bestimmung des ACTH-Spiegels und weiterer relevanter Hormone helfen, erste Anzeichen der Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Ebenso sollte die Hufgesundheit sowie der Stoffwechsel überwacht werden, um möglichen Komplikationen vorzubeugen. Als Pferdebesitzer sind Sie der beste Beobachter Ihres Tieres und sollten daher aufmerksam auf Veränderungen im Fellwechsel, Trinkverhalten, der Körperkondition und Vitalität achten. Eine sorgfältige Dokumentation solcher Auffälligkeiten unterstützt den Tierarzt bei einer fundierten Diagnose. Frühzeitiges Handeln kann das Fortschreiten des Syndroms verlangsamen und die Lebensqualität des Pferdes erhalten.

Zudem tragen optimale Haltungsbedingungen wesentlich zur Gesundheit bei: Eine artgerechte Haltung mit ausreichend Bewegung, ausgewogener Fütterung und Schutz vor Stress stärkt das Immunsystem und kann helfen, Komplikationen zu vermeiden. Regelmäßige Bewegung fördert den Stoffwechsel und unterstützt die Muskelgesundheit. Besonders wichtig ist eine ausgewogene Fütterung mit kontrolliertem Zucker- und Stärkegehalt, um einer Insulinresistenz vorzubeugen.

Fazit

Das Equine Cushing-Syndrom ist eine ernstzunehmende, aber gut behandelbare Erkrankung, die vor allem ältere Pferde betrifft. Die Früherkennung ist entscheidend für den Behandlungserfolg und die Lebensqualität der betroffenen Tiere. Charakteristische Symptome wie Fellveränderungen, Muskelschwäche, vermehrtes Trinken und eine erhöhte Infektionsanfälligkeit sollten ernst genommen und tierärztlich abgeklärt werden.

Mit moderner Veterinärmedizin und konsequenter Therapie können Pferde mit ECS noch viele Jahre ein gesundes und aktives Leben führen. Die rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind der Schlüssel, um schwerwiegende Komplikationen wie Hufrehe zu verhindern.

Haben Sie Fragen zum Equinen Cushing-Syndrom oder möchten Sie Ihr Pferd untersuchen lassen? Kontaktieren Sie uns für eine kompetente Beratung und Untersuchung in einer unserer spezialisierten Pferdekliniken.

Je früher das Cushing-Syndrom erkannt wird, desto besser sind die Behandlungschancen und die Aussichten auf ein langes, gesundes Pferdeleben. Ihre Aufmerksamkeit als Pferdebesitzer kann den entscheidenden Unterschied machen.

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